Neues Leben in alten Gemäuern
Im Thurgau hatten über Jahrhunderte 13 Klöster das Leben geprägt. Doch 1848 war Schluss damit. Der Kanton übernahm den Besitz. Danach verwandelten sich die Klöster für immer.
Im Thurgau hatten über Jahrhunderte 13 Klöster das Leben geprägt. Doch 1848 war Schluss damit. Der Kanton übernahm den Besitz. Danach verwandelten sich die Klöster für immer.
Den Wirren der Reformation hatten die geistlichen Gemeinschaften im Thurgau erstaunlich lange getrotzt. Sie profitierten davon, dass bis 1798 die Region von den «Alten Orten der Eidgenossenschaft» regiert wurde. Sie waren teils evangelisch, teils katholisch und insofern nicht einstimmig gegen Klöster. Doch als der Kanton Thurgau 1803 zum unabhängigen Kanton wurde, wurde es für die Klöster eng. 1848 beschloss der Rat des Kantons schliesslich, die Klöster (bis auf Fischingen und Werd) endgültig aufzuheben. Die Summen, die man mit dem Verkauf der Ländereien einnahm, konnte man gut brauchen. Die altehrwürdigen Gebäude hingegen wurden weiter verwendet.
Den Wirren der Reformation hatten die geistlichen Gemeinschaften im Thurgau erstaunlich lange getrotzt. Sie profitierten davon, dass bis 1798 die Region von den «Alten Orten der Eidgenossenschaft» regiert wurde. Sie waren teils evangelisch, teils katholisch und insofern nicht einstimmig gegen Klöster. Doch als der Kanton Thurgau 1803 zum unabhängigen Kanton wurde, wurde es für die Klöster eng. 1848 beschloss der Rat des Kantons schliesslich, die Klöster (bis auf Fischingen und Werd) endgültig aufzuheben. Die Summen, die man mit dem Verkauf der Ländereien einnahm, konnte man gut brauchen. Die altehrwürdigen Gebäude hingegen wurden weiter verwendet.
Kontinuität oder Richtungswechsel?
Zu den kantonsweit bekanntesten Ex-Klöstern zählt die Kartause Ittingen bei Warth. Ihre Geschichte wurde Stoff für ganze Theaterstücke. Aus dem klösterlichen Landwirtschaftsbetrieb wurde zunächst ein privates Gut. Inzwischen dienen die Gebäude aber als Seminarhotel, Ausflugsziel, Bildungsstätte, Museum und als Zentrum für Spiritualität der Evangelischen Landeskirche. Das frühere klösterliche Leben lässt sich heutzutage besonders stimmungsvoll bei einer Übernachtung in einer ehemaligen Mönchsklause erleben.
Umnutzung – Landwirtschaft und Industrie
Einen ähnlichen Weg wie die Kartause beschritt auch das Kloster Fischingen, auch wenn hier noch immer neun Benediktiner beten und arbeiten. Es fungiert als Seminarhotel, Förderschule, Schreinerei, bietet ein grosses Konzertprogramm, und gründete die erste Klosterbrauerei der Schweiz. Auch hier lässt sich bei einer Übernachtung in der Mönchszelle Klosterluft schnuppern.
Ebenfalls in Ansätzen mit der Kartause Ittingen vergleichbar ist das Schicksal des Zisterzienserinnenklosters Tänikon. Der landwirtschaftliche Teil des Besitzes wurde – nach einem Umweg als Ziegelei – Sitz der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon mit angeschlossenem Landwirtschaftsmuseum.
Rettung in der Landwirtschaft fand ebenfalls das Klostergut Paradies in Schlatt. 1918 kaufte es das Schaffhauser Industrieunternehmen Georg Fischer, um die Versorgung der Mitarbeiter mit Lebensmitteln zu verbessern. Bemerkenswert hier ist die Eisenbibliothek mit rund 40'000 historischen und aktuellen Büchern zum Thema Eisen, welches mit einer Führung spannend erläutert wird.
Krankenpflege geht weiter
In St. Katharinental in Diessenhofen widmete man sich von 1871 an als «Kranken- und Greisenasyl» der Altenpflege, nachdem die 600 Jahre lange Ära der Dominikanerinnen zu Ende gegangen war. Die Klinik gehört heute zur Spital Thurgau AG. Ausserdem befindet sich hier das Schaudepot St. Katharinental, welches das bäuerliche Leben der letzten 200 Jahre eindrücklich aufzeigt.
Einfach war es im Fall Münsterlingen. Hier hatten sich seit mehr als acht Jahrhunderten Benediktinerinnen um Kranke gekümmert. Für diese Dienstleistung gab es weiter Bedarf. Das Leben im Spital ging nahtlos weiter – nur unter neuer Trägerschaft. Heute entdecken lässt sich Geschichte und Aktuelles aus der Region und vom ehemaligen Kloster auf dem Kulturpfad Münsterlingen.
Und heute? Bildung und Strafvollzug
Auf dieses Modell wollten auch die Augustiner-Chorherren in Kreuzlingen setzen. Sie gründeten kurz vor Toresschluss ein Seminar für Lehrerbildung in der Hoffnung, dadurch ihr Existenzrecht zu erhalten. Doch die Regierung wollte eine religionsfreie Ausbildung. 1848 mussten die letzten Chorherren ihr barockes Prachtgebäude verlassen, die heutige Pädagogische Maturitätsschule, zog ein. Heute noch zu besichtigen: Die unter Denkmalschutz stehende Klosterkirche St. Ulrich und St. Afra.
Ganz neue Wege beschritt man in Kalchrain. Aus dem Kloster Mariazell, in dem seit 1330 Zisterzienserinnen gelebt hatten, wurde 1852 zunächst eine Zwangsarbeitsanstalt für Männer und Frauen und schliesslich 2006 das «Massnahmenzentrum für junge Erwachsene».
Über Umwege in die Moderne
Nicht allen ehemaligen Klöstern gelang der Schritt in die Moderne auf Anhieb. Die Geschichte der Komturei Tobel beispielsweise ist äusserst wechselhaft. Auch sie wurde – nach 600 Jahren im Besitz des Johanniterordens – zur Strafanstalt. 1973 schloss sie, seitdem ist ein Teil der Komturei ungenutzt und sanierungsbedürftig. Eine Stiftung hatte sie vom Kanton übernommen, geriet aber auch in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Seit 2014 bewegt sich die Stiftung wieder in ruhigerem Fahrwasser. Ziel ist es, dem Kultur- und Baudenkmal neues Leben einzuhauchen. Die Komtureibeiz und die Mikrobrauerei helfen dabei. Immer wieder finden hier auch spannende Kulturprojekte statt.
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit thurgaukultur.ch entstanden.