A - Algen

Wie sehr erschraken die Anwohner von Murten im Jahr 1476, als sich der See nach der Schlacht gegen Karl den Kühnen blutrot färbte. Man munkelte, hier dränge das Blut der gefallenen Burgunder aus der Tiefe an die Oberfläche. Stimmt nicht ganz. Die Rotfärbung kam von einer Alge – ihren Namen Blutburgunderalge trägt sie bis heute. Wenn du heute einmal rot siehst im Bodensee, dann ist es dem prächtigen Sonnenuntergang zuzuschreiben. Oder eben: der Blutburgunderalge.

B - Brücke

Sie hat’s just in die Top Ten der schönsten Sehenswürdigkeiten des Thurgaus von Tripadvisor geschafft. Das heisst, die Menschen besuchen sie gerne. Richtig, richtig gerne. Unter ihr fliesst Wasser durch. Und dazwischen fahren Schiffe flussab- und -aufwärts, von Kreuzlingen bis Schaffhausen und wieder zurück. Du fragst dich, wovon wir reden? Von der Rheinbrücke Diessenhofen-Gailingen, Baujahr 1816 und älteste komplett erhaltene Holzbrücke am Hochrhein.

C - Constanze

Die Königin von Frankreich, die Fürstin von Antiochia, die Kaiserin und Gemahlin von Heinrich VI., die Herzogin der Bretagne… Constanze war im Hochadel ein verbreiteter weiblicher Vorname. Fazit: Der Bodensee ist nicht nur tiefblau, sondern auch blaublütig. Schliesslich nennt er sich im Englischen Lake Constance. Am Rande: Die Stadt Konstanz, die dem See diesen Namen gab, geht auf den römischen Kaiser Constantius Chlorus (292–305 n. Chr.) zurück und nicht auf eine prächtige Königin. Zu chloren braucht man unseren liebsten Badesee deswegen noch lange nicht.

«Da geht mir ein Licht auf!»

D - Dromone

Hast du eine Ahnung, was dich unter diesem Eintrag erwartet? Wir auch nicht. Wir haben es für dich nachgeschlagen: Die Dromone war ein Kriegsschiff der byzantinischen Marine, so um das Mittelalter rum. Bis zu 300 Mann stark die Besatzung, bis zu 13 Stundenkilometer schnell das Schiff (ja, wir wissen, das misst man in Knoten, also: 7 davon). Heute ist die MS Thurgau mit 500 Personen Kapazität eines der grössten Passagierschiffe auf dem Bodensee. Also, ähm, die MS St. Gallen ist leider noch grösser. Und ein paar deutsche Schiffe sind die grössten. Dafür weisst du jetzt, was eine Dromone ist. Und das kann dir niemand nehmen.

E - Enten

Was umgangssprachlich so einfach klingt, ist es in der Vogelwelt etwas weniger. Ein kleiner Versuch: Ornithologisch gehören die Entenvögel zu den Gänsevögeln – und auch zu den Wasservögeln. Rund 225’000 Wasservögel wurden schon in einem Jahr am Bodensee gezählt. Darunter meist die üblichen verdächtigen Entenvögel wie Tafelenten, Reiherenten oder Blässhühner. Aber kennst du auch die Marmelente? Den Zwergsäger? Alles schon mal dagewesen. Wir empfehlen dir einen Feldstecher und ein Vogellexikon.

F - Fussmarsch

Seen kann man nicht nur erschwimmen, sondern auch erwandern. Zum Beispiel auf der erquickenden Dreiseen-Wanderung mit Start auf der Sonnenterrasse von Nussbaumen, einem Abstieg zu den drei Seen Nussbaumer-, Hüttwiler- und Hasensee – erfrischendes Seebad inklusive –, der Fortsetzung des Fussmarsches über Uerschhausen, Trüttlikon, Iselisberg, die Kartause Ittingen, Warth, über die Thur und entlang des Flüsschens Murg nach Frauenfeld. 3 Seen, 4 Stunden, 1001 prächtige Eindrücke.

G - Grenzwertig

Es gibt Fragen, die kann nicht einmal ein Seelexikon beantworten. Etwa diese: Wem gehört eigentlich der Bodensee? Eben, das wissen wir nicht – aber sonst auch niemand. Weil nämlich der Grenzverlauf im Obersee – das ist der grosse, fette Bauch des Bodensees – nie geklärt wurde. Also gilt: Er gehört ganz dir – zumindest der grosse, fette Bauch. Jetzt weisst du auch, wieso die Deutschen finden, die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz sei 316 Kilometer lang. Wir finden: Nö, stimmt nicht, es sind 363 Kilometer.

H - Hafen

Von Stein am Rhein (ja, auch der Kanton Schaffhausen darf einen Bodensee-Zugang sein Eigen nennen) bis Rorschach, von Steckborn bis Arbon, von Kreuzlingen bis Romanshorn, von Gottlieben bis Amriswil… am Bodensee wimmelt es von schönen Häfen und Badeplätzen. Und das waren nur einige der thurgauischen (und eines schaffhauserischen). Wir haben ja auch eindeutig den längsten. Den längsten Grenzverlauf von allen Kantonen entlang des Bodensees mit rund 60 Kilometern. Baden, schwimmen, erholen und träumen erlaubt.

I - Innerschweiz

Es gibt genau ein bemanntes Unterseeboot im Bodensee. Oder gab. Gebaut hatte es in den 1980er Jahren die Bootswerft Hartmann in Hard bei Bregenz. Hunderte Tauchfahrten wurden mit ihm durchgeführt, auch an die tiefste Stelle des Bodensees, 251 Meter unter Meer, Pardon, See. Das Boot hatte gar 2015 einen Auftritt im Verkehrshaus. Dann erwarb es ein Innerschweizer Tauchunternehmer für Tauchfahrten. Im Vierwaldstätter-, nicht im Bodensee.

«Now I can see!»

J - Jolle

Jetzt müssen wir sehr, sehr vorsichtig abschreiben, sonst ist uns die Wut der Segler gewiss: Die Jolle ist ein Schwertboot. Segeln pur sei das. Da gibt es gutmütige Jollentypen, pflegeleichte Kunststoffjollen, und die Jüngsten lernen das Segeln idealerweise auf einer Jolle. Handlich usw. Es gibt Einmann-, Einfrau-, Zweimann- und Zweifrau-Jollen, LGBQT-Jollen, es gibt Regatten mit Jollen. Man ist nah dran und fliegt auch mal rein, wie ein versierter Segler in seinem Blog berichtet. Und ja, es gibt viele Jollen auf dem Bodensee. Insgesamt rund 58’000 Schiffe. Darunter, so vermuten wir, Hunderte Jollen. Mast- und Schotbruch!

K - Kirche St. Johannes

Gibt es etwas Schöneres als den Seepark Romanshorn? Mag sein. Allerdings wüssten wir nicht, was. Die Anlage entlang des Ufers ist einfach: gross. Sie hat alles, was man sich wünscht: herrliches Grün zum Picknicken und Bröötlä, Minigolf, Hotels, Lounges, Restaurants direkt am See, Park und Plätze, Parkplätze, ein Seebad, einen Kanuclub und ja, auch die Kirche St. Johannes. Gestiftet übrigens wurde ganz «Rumanishorn», wie man das damals noch nannte, 779 von Waldrate, der Witwe des Centgrafen Waltram, und ihrem Sohn Waltbert. Wir vermuten, dass sie nicht völlig arm waren. Die Kirche allerdings, sie wurde 1911 neu errichtet.

L - Lust

Vergiss die Lust auf Meer, wähle die Lust auf mehr. Mehr See, mehr Wasser, mehr Lebensfreude, mehr Platz, mehr Freundlichkeit, mehr Seefisch, mehr Burgen, mehr Schlösser. Wir empfehlen einen Besuch des Schlosses Arenenberg mit dem einzigen deutschsprachigen Museum zur napoleonischen Geschichte. Das Seelexikon interveniert: Wo ist das Wasser? Das sprudelt aus dem Springbrunnen. Das siehst du, wenn du die herrliche Aussicht über den Untersee (dem nicht bauchigen Teil des Bodensees) zur Insel Reichenau geniesst, während du durch den Park schlenderst, in dem schon Königin Hortense und ihr Sohn, der nachmalige Kaiser Napoleon – der dritte, nicht der berühmtere erste – ja, lustwandelten.

M - Mathisweiher

Der Mathisweiher ist eines der kleinsten Gewässer im Kanton Thurgau überhaupt, das man für würdig befand, einen Namen zu erhalten. Mehr Tümpel als See? Das kleine Wasser ist gerade mal 0,0001 Quadratkilometer gross. Wir sind noch am Umrechnen. Aber, und jetzt wird es spannend: Gespeist wird der Gontä vom Seebach – und der fliesst aus dem Hüttwilersee. Und der ist, man höre und staune, der zweitgrösste See im Kanton Thurgau, satte 0,346 Quadratkilometer gross also, und jetzt rechnen wir: 34,6 Hektaren. Inzwischen sind wir fertig mit dem Rechnen. Der Mathisweiher ist mit 0,01 Hektaren hundertmal kleiner als ein Fussballfeld. Aber die Landschaft dort: grossartig.

N - Nick Cave

Das nächste Mal, wenn du segeln gehst, lege «The Ship Song» von Nick Cave and the Bad Seeds auf den Plattenteller. In den CD-Spieler. Ach so, Spotify, ja. Gut möglich, dass die Tränen, die dir dabei über die Wangen rollen, den Bodensee-Spiegel um einen halben Meter steigen lässt. Empfehlenswerte Begleitung, um unter dem Himmel des Thurgaus auf dem Bodensee zu schippern. Und mit den Lichtern der Grossstadt, nein, der Dörfer, verlierst du garantiert die Orientierung nie, sondern bloss dein Herz.

O - Odyssee

Zehn Jahre lang irrte König Odysseus nach dem Trojanischen Krieg durch das Ägäische, das Tyrrhenische und das Ionische Meer, von Stürmen und Abenteuern bedroht, bevor er zu seiner Frau Penelope zurückfand. Seither gibt es kein grösseres Synonym für eine Irrfahrt als der Begriff Odyssee. Unter uns: Wir würden auch zehn Jahre lang in einem Meer wie der Ägäis umherirren, zählt doch alleine Griechenland 3054 Inselchen und Inseln (wer hat die bloss gezählt?). Dagegen nimmt sich das Schwäbische Meer, wie der Bodensee auch bezeichnet wird, bescheiden aus: Wir kommen auf 13 Stück.

P - Papua Neuguinea

Wir sind nach reiflicher Prüfung zu einem eindeutigen Schluss gekommen: Papua-Neuguinea hat nichts mit dem Thurgau zu tun. Aber: Der Inselstaat ist umgeben von Wasser, passt also perfekt in ein Seelexikon, hat rund 8,8 Millionen Einwohner (die Schweiz: 8,6 Millionen), und im Hochland kann nachts Frost auftreten. Erinnert das nicht verdächtig an den Thurgau? Voilà, plötzlich ergibt alles einen Sinn.

Q - Quaggamuschel

Sie wurde eingeschleppt, vermutlich aus dem Schwarzmeer, durch Boote und Wassersportausrüstungen. Sie ist böse, hat drei Kanten und lebt auf dem Seeboden auf bis zu 180 Metern Seetiefe. Sie haftet an allem, was ihr in die Quere kommt: Steinen, Holz, Ästen, sogar an Fangnetzen. Wir sprechen von der Quagga-Muschel, die sich massiv ausbreitet und den einheimischen Fischen ebenso wie den einheimischen Fischern das Leben erschwert.

R - Raperswilen

Von den beiden Rapperswil hast du schon gehört, stimmt’s? Aber von Raperswilen? Hallo? Gibt es das? Ja. Es ist eine richtig kleine Gemeinde im Kanton Thurgau. Mit rund 415 Einwohnerinnen und Einwohnern die zweitkleinste, um genau zu sein. Doch sie hat etwas, was andere nicht haben: Sie liegt auf dem Seerücken. Das ist ein Hügelzug aus Molasse, der sich nahe dem Untersee erstreckt. Der Baggerteich Sandgrueb liegt auch auf dem 7,6 Quadratkilometer grossen Gemeindegebiet. Siehst du, schon siehst du überall wieder See.

S - Spinner

Jetzt wollen wir mal ein Wort mit den Flacherdlern reden. Das sind die, die glauben, die Erde sei eine Scheibe, und es war noch nie ein Mensch auf dem Mond, und schon gar nicht hat er eine Kugel gesehen, als er auf die Erde blickte, denn, wie gesagt: Unsere Erde ist eine Scheibe. Wir haben folgende Herausforderung für diese, siehe den Begriff oben: Wir stellen fest, dass sich die Oberfläche des Bodensees auf seiner Länge von rund 64 Kilometern von Südosten nach Nordwesten wegen der Erdkrümmung um etwa 80 Meter aufwölbt. Willst du uns das Gegenteil beweisen?

«Wenn das Licht im Wasser bricht, werden meine Gedanken licht. Thurgau-Ferien - ein Gedicht!»

T - Trimix

Wir hätten diesen Eintrag auch «Tiefenrausch» nennen können. Denn Sauerstoff, Stickstoff plus Helium, das sind die drei Zutaten von Trimix. Die Zugabe von Helium mindert die Gefahr eines Tiefenrauschs, der Tauchende befallen kann, die tiefer als 40 Meter unter Wasser tauchen – zum Beispiel entlang der Steilwand in Wallhausen bei Konstanz bis auf 80 Meter Tiefe.

U - Ur-Boot

Mit einem einfachen Stand-up-Paddle (SUP, nicht SUV), wie man sie heute in Schwärmen auf dem Bodensee antrifft, fand ein Mensch 2018 ein Ur-Boot. Jetzt wird es geborgen. Der Einbaum gilt mit seinen geschätzten 4500 Jahren als ältestes Boot im Bodensee. Eine Feuchtbodenarchäologin (es scheint diesen Beruf tatsächlich zu geben) meint: «Mit dem Einbaum haben wir Gewissheit: Die Menschen waren hier.» Steh auch du up und paddle. Möglich, dass du den nächsten Einbaum birgst.

V - Volksvelo

Wir sollten das gar nicht schreiben müssen. Es ist derart selbstverständlich. Wo andere nur Volkswagen sehen, setzen wir auf das Volksvelo. Auf eine Bluescht-Velotour. Du weisst schon, was die Bluescht ist, oder? Das Blütenmeer im Frühling, wenn die Obstbäume den Thurgau mit rosa Wattebällchen überziehen? Eine solche Tour führt dich zum Beispiel von Romanshorn über das Wasserschloss Hagenwil zum Ruggisberg, dem Schloss Dottenwil, über Roggwil und Arbon zurück nach Romanshorn. Das war jetzt nur ein Beispiel.

W - Wracks

Velos, Reifen, Schuhe, Autos … Es gibt nichts, das nicht schon im Bodensee gelandet ist. Manches bleibt dort für immer. Zum Beispiel Dutzende von Wracks. Das wohl bekannteste im Bodensee – sagen wir: gar in der Schweiz – ist das Wrack des Dampfschiffs Jura. Die «Jura» sank 1 Kilometer nördlich von Bottighofen im Jahr 1864 und schlummert seither in 40 Metern Tiefe vor sich hin. Der Grund: Sie stiess in dichtem Nebel mit der «Zürich» zusammen. Ja, du kannst das Wrack betauchen.

X - Xenophil

Wenn dir das nächste Mal jemand sagt: «Ihr Thurgauer seid doch alle xenophil», dann halte kurz inne, bevor du dein Stand-up-Paddle zur Hand nimmst und ihm damit einen Abdruck verpasst. Sag lieber: «Stimmt, das sind wir.» Es bedeutet nämlich nichts anderes, als dass man allem und allen Fremden gegenüber positiv eingestellt ist. Hol das Paddel erst hervor, wenn jemand sagt: «Ihr Thurgauer seid doch alle xenophob.» Das ist dann nämlich das Gegenteil.

Y - Yamila

Sie ist 15 Meter lang, bemalt in «British Racing Green», ganz aus Karbon gefertigt, eine Mischung aus Hightech und Nostalgie mit Retro Elementen, eine Design-Ikone, die polarisiert und 2018 vom Stapel gelassen wurde. Sie? «Yamila», die grösste Segelyacht, die je in einer Werft am Schweizer Bodensee-Ufer gebaut wurde – in der Kreuzlinger Heinrich Werft –, mit gutem Auge im Bootshafen Seegarten in Kreuzlingen zu entdecken. Doch Vorsicht: Es gibt sie doppelt. Hier schrieben wir von «Yamila» – Now or never. Ihre ältere Schwester heisst auch «Yamila» und ist 2 Meter kürzer.

Z - Zürich

Es gibt sie, die Berührungspunkte zwischen dem Thurgau und Zürich. Nein, wir reden nicht von der sehr konkreten Berührung des Dampfschiffs Stadt Zürich 1864 mit der Jura (siehe Wracks). Wir reden von der Zürich-Bodenseebahn. Die gab es tatsächlich, ein ganzes halbes Jahr lang, 1853 war das. Gegründet für den Bau der Strecke Zürich–Romanshorn, wurde sie flugs wieder aufgelöst, um sich mit der Schweizerischen Nordbahn zur Schweizerischen Nordostbahn zu fusionieren.

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