Glas & Gloria – Fensterkunst im Thurgau
Glas, einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit? Genau, so ist es. Bereits Pfahlbauer formten vor rund 3000 Jahren daraus kleine Schmuckperlen. Wie aktuell Glas heute noch ist, unterstrich die UNO letztes Jahr und deklarierte 2022 zum Internationalen Jahr des Glases. Auch im Thurgau warten Meisterwerke der Glaskunst auf ihre Entdeckung: prächtig leuchtende Glasscheiben und ihre Geschichten über Heldentum, Liebe, Machtkämpfe und Angeberei.
Glas, einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit? Genau, so ist es. Bereits Pfahlbauer formten vor rund 3000 Jahren daraus kleine Schmuckperlen. Wie aktuell Glas heute noch ist, unterstreicht die UNO und deklariert 2022 zum Internationalen Jahr des Glases. Auch im Thurgau warten Meisterwerke der Glaskunst auf ihre Entdeckung: prächtig leuchtende Glasscheiben und ihre Geschichten über Heldentum, Liebe, Machtkämpfe und Angeberei.
Zentrum des Glases
Frauenfeld ist das Thurgauer Zentrum der Glasmalereien. Sie wurden dort und im ganzen Kanton im Verlauf der letzten fünf Jahren vom Vitrocentre Romont erforscht, dokumentiert und auf vitrosearch.ch publiziert. Gewusst, dass sich eines der schweiz- und weltweit besterhaltenen Werke aus dem Mittelalter in Frauenfeld befindet? Über 600 Jahre alt ist dort das bemalte Fenster und noch fast ganz im Originalzustand. Auch das Historische Museum Thurgau hat eine schöne Scheibensammlung und führt mit dem frischen Audioguide «Ach du Scheibe!» hindurch. Übrigens, der Bruder des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti, Augusto, gestaltete das Fenster der evangelischen Kirche in der Altstadt von Frauenfeld.
Gläserne Vergangenheit
Ebenfalls in der Frauenfelder Altstadt, im Museum für Archäologie, wird in einer kleinen Kabinettausstellung die Geschichte des Glases im Kanton von seinen Anfängen bis in die Gegenwart gezeigt. Mit E-Trottinetts entdeckt man die Glasschätze Frauenfelds innerhalb einer Tagestour. Wer noch in der Region bleiben will fährt abends mit dem Bus in das ehemalige Kartäuserkloster Ittingen. Im heutigen Kulturzentrum mit Restaurant, Klosterladen, Bar und Hotel lässt es sich hervorragend speisen und übernachten (auch in der Mönchszelle!). Das hier angesiedelte Kunstmuseum und das Ittinger Museum zeigen verschiedene Glasmalereien aus den aktiven Klosterzeiten, erlebbar zusammen mit Kunst und Geschichte.
«Glas, einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit.»
Heilige Frauen der Glasmalerei...
Auch entlang des blau glitzernden Bodensees stösst man auf vielerlei Glasmalereien – und sogar auf die eine oder andere Frau in dieser von Männern dominierten, vergangenen Zeit. Märtyrerinnen und Thurgauer Heilige sind dabei und auf einem zweitägigen, digital geführten Ausflug zu entdecken: Ab Romanshorn, ausgerüstet mit Velo oder E-Bike von Rent a Bike, fährt man durch die grünen Weiten des Thurgaus. In der katholischen Kirche erwarten die Besucher in Steinebrunn zuerst eine Glasmalerei der heiligen Cäcilia und später auf der Strecke, in Hagenwil, eine von Märtyrerin Katharina. Beim Schloss Hagenwil, einem der besterhaltenen Wasserschlösser der Schweiz, gönnt man sich ein deliziöses Mittagessen. Über Altnau und entlang des Bodensees geht's zurück nach Romanshorn, wo der Höhepunkt dieser Etappe wartet: Die Katholische Kirche St. Johannes, die mit über 30 bemalten Fenstern von monumentaler Art beeindruckt. Hier findet man Monika, Agatha, Agnes und mehr Frauen. Übernachtet wird in Romanshorn, wo früher Bodenseefischer und Handwerker wohnten: in den denkmalgeschützten Fischerhäusern.
... und der Bodensee
An Tag zwei geht’s mit dem Zug bis Kreuzlingen, wo bei der Tourismus-Infostelle am Hafen ein E-Bike ausgeliehen und das Gepäck deponiert werden kann. Hinauf nach Emmishofen in Kreuzlingen und über die ehemalige Klosterkirche St. Stephan mit ihren Frauenbildnissen, fährt man auf dem Bodenseeradweg entlang des schillernden Untersees bis Mammern. In der St. Blasius-Kirche erwarten Besucher nochmals Frauen wie die Thurgauer Heilige Idda, Verena, Theresa oder Anna und Maria. Das Schiff Mammern ist der ideale Ort für ein lauschiges Mittagessen am See. Zurück nach Kreuzlingen fährt einen, inklusive Fahrrad und mit malerischen Aussichten auf Wasser und Ufer, das Schiff. Während gemütlichen zweieinhalb Stunden kann man sich erholen und abschalten.
Ein Abstecher zu Idda
Wer noch einen richtig schönen Zyklus, also mehrere bemalte und zusammengehörende Fenster, sehen möchte, der einer Frau gewidmet ist, der fährt ins Thurgauer Bettwiesen. Die Pfarrkirche St. Urban beherbergt die Geschichte der Thurgauer Heiligen Idda. Diese erreichte ihre Gloria etwas makaber: Sie wurde vom Ehemann fälschlicherweise des Ehebruchs bezichtigt, von ihm vom Turm gestossen, von Gott errettet und lebte fortan als Einsiedlerin in einer Klause beim Kloster Fischingen. Der leuchtende Zyklus aus den 1960er Jahren zeigt die ganze Geschichte von Idda in strahlenden Farben auf sechs Scheiben.
«Die Scheiben erzählen die Geschichte der Thurgauer Heiligen Idda in strahlenden Farben.»
Gläserne Welten mit Erlebniskarte entdecken
Wer die Höhepunkte der Glasmalereien im Thurgau auf eigene Faust entdecken möchte, dem dient dazu die Erlebniskarte «Gläserne Welten». Diese führt an rund zwei Dutzend Orte, wo kleine und grosse Meisterwerke der Glaskunst erlebt werden können.