Ein Interview mit dem Dream Team:
Ihr habt über zehn Jahre in Dubai verbracht. Was waren eure Beweggründe für Macardo?
Martina und ich sind «Reisefüdli» und mögen andere Kulturen. Der dynamische und multikulturelle Businesshub in Dubai, der unternehmerisch so vieles möglich machte, hat uns als Familie fasziniert, sodass wir dort leben und arbeiten wollten. Trotzdem war immer klar, dass wir in Dubai nicht alt werden. Kontakte in die Schweiz haben wir immer gepflegt und die langen Sommerferien verbrachten wir stets hier.
Wie seid ihr auf die Destillerie in Amlikon-Bissegg aufmerksam geworden?
Ich als Bündner und Martina als Zürcherin hatten zum Thurgau eigentlich wenig Berührungspunkte. Ich hörte, dass hier eine Destillerie zu verkaufen sei und sagte zu Martina: «Das schauen wir uns mal an.» Dazu sollte man wissen, dass meine Passion zum Brennen mich schon fast 30 Jahre begleitete, wenn auch meistens nur autodidaktisch. Mit verschiedenen Brennkursen im Ausland verstärkte sich aber diese Leidenschaft umso mehr. Nun also zurück, erkannten wir schnell den Reiz und das Potenzial in dieser tollen Gegend und entschieden uns zum Kauf. Als wir dann an einem Montag unter lauter geschlossenen Restaurants eine Buurebeiz fanden, die offen hatte, und sich dann herausstellte, dass die Besitzerin lange Zeit als Food-and-Beverage-Managerin in Dubai gearbeitet hatte, da mussten wir schon lachen. So trifft man sich in Amlikon-Bissegg wieder.
Die Brennerei Macardo gibt es ja seit 2007 – die Post geht aber erst richtig ab, seit sie in euren Händen ist. Bereits ein Jahr später räumt ihr neun Preise ab.
Ja, man könnte sagen, wir haben die Brennerei 2015 aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Gleich nach der Übernahme wollten wir wissen, wo wir mit unseren Produkten im internationalen Vergleich stehen. Die Auszeichnungen haben uns auf unserem Weg bestätigt.
«Master Distiller» bei Macardo ist Bartholomäus Fink.
Er ist ein absoluter Crack und beherrscht sein Handwerk wie kaum ein anderer. Und auch er hat keine Lust darauf, Massenware zu produzieren, sondern kleine, aber feine Produkte zu lancieren.
«Macardo verfügt über ein branchenweit einmaliges Nachhaltigkeitskonzept. Es basiert auf Quellwasser, Holz, Solarenergie und Erdwärme. Hier wird nur gebrannt, wenn das Wetter passt.»
Euer Fasslager ist beeindruckend. Erzähl uns doch, warum es so besonders ist?
Wir nennen es das Fasslager 4.0. Es wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Winterthur entwickelt. Jedes Fass lagert auf einem Stahlträger, der mit einem Sensor das Gewicht des Fassinhalts misst. Weitere Sensoren messen permanent die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Hier herrscht ein perfekt eingestelltes Mikroklima. Eine Weltneuheit, entwickelt in der Ostschweiz.
Ihr redet von Macardo-Momenten. Taucht man bei euch in eine andere Welt ab?
Ich glaube, die Menschen, die uns besuchen, spüren, dass ihr Besuch zu einem Rundum-Erlebnis wird. Und genau das wollen wir. Macardo ist nicht nur eine Destillerie, sondern ein Ort für den Genuss und das Erlebnis. Deshalb umfasst unsere Welt auch ein B&B, eine Cigar-Cocktail-Lounge und einen Event- und Seminarraum für bis zu 100 Personen. Viele Gäste erleben einen Wow-Moment – das freut uns natürlich sehr. Ganz nach unserem Credo: Ankommen – Wohlfühlen – Geniessen.
Einen Wow-Moment hatte ich in der Honesty Bar. Hier lebt ihr von der Ehrlichkeit eurer Gäste.
Ja, Honesty heisst aus dem Englischen übersetzt «Ehrlichkeit». Darauf beruht unser Bar- und Loungekonzept. Jeder darf sich selber bedienen und bezahlt einfach seine Konsumation am Schluss via Zahlungsterminal. Wir wissen, das funktioniert auch in der Schweiz. Unsere Gäste schätzen den Blick auf den Säntis und geniessen es, dass unser Bartender-Roboter einen von über 40 zur Auswahl stehenden Cocktails mixt. Für unsere Aficionados haben wir einen edlen Humidor mit einer feinen Auswahl von hochwertigen Zigarren aus der ganzen Welt zum Entdecken und Geniessen bereitgestellt.
10 Zimmer und 2 Apartments in eurem B&B versprechen einen Premium-Aufenthalt.
Ich glaube, das dürfen wir zu Recht behaupten. Alle Zimmer bieten einen faszinierenden Panoramablick. Sie sind stilvoll eingerichtet und bieten unseren Gästen jeden Komfort.
Was unternehmen Besucher, die in eurem Premium-B&B logieren?
Amlikon-Bissegg ist zwar auf dem Land, aber trotzdem zentral gelegen. Man erreicht Kreuzlingen, Frauenfeld, das Technorama in Winterthur oder den Arenenberg in etwas mehr als einer Viertelstunde. Der Thurgau hat viel zu bieten: Ein Ausflug mit dem Velo oder Bike in die Umgebung und Wälder. Oder wie wäre es mit einer romantischen Kutschenfahrt von unserer Destillerie aus durch die wunderschöne Landschaft? Slowdown.
«Wer in der Honesty Bar einen Drink möchte, der bedient sich selber. Unterstützung bekommt man von einem Roboter, der auf Knopfdruck mehr als 50 verschiedene Cocktails und Drinks mixt.»
Ihr brennt Whisky, Vieilles, Trester-Brände, Rum, Gin, Vodka, Vermouth sowie einen Bourbon, der aus rechtlichen Gründen Thurbon genannt wird.
Ja, die Geschichte um unseren Swiss Bourbon – das war witzig. Spätestens als wir mit unserem Bourbon an internationalen Verköstigungen Topresultate erzielten, gab es Ärger, weil der Name Bourbon geschützt ist. Und plötzlich kümmerte sich Washington um Amlikon-Bissegg (schmunzelt). Irgendwann merkte ich, dass wir nur zwei Buchstaben ändern müssen, um aus Bourbon Thurbon zu machen. Der neue Produktname war geboren und wir positionieren uns damit im Thurgau und als Destillerie an der Thur.
Was kommt als Nächstes?
Wir arbeiten mit verschiedenen lokalen Produzenten zusammen und entwickeln spannende Genussprodukte, wie zum Beispiel unser bereits legendäres Whisky-Fondue oder unsere Whisky-Schüblig kombiniert mit dem Macardo-Senf. Für den Sommer, rechtzeitig auf die Eröffnung unserer Terrasse, sind schon spannende Glacé-Sorten in der Entwicklung.
Whiskey oder Whisky?
Es gibt kein festes Gesetz und beide Schreibweisen von Whiskey sind korrekt. Whiskey mit «e» wird von den amerikanischen und irischen Marken, Whisky ohne «e» vom Rest der Welt besetzt. Der Sage nach verwendeten die Iren das zusätzliche «e», um sich von den Schotten abzugrenzen und nahmen den Buchstaben schliesslich über den Atlantik mit in die Neue Welt.
Was ist Bourbon?
Bourbon Whiskey, kurz Bourbon, ist eine ursprünglich nur in Kentucky gebrannte Variante des amerikanischen Whiskeys. Über 90 Prozent des Bourbons wird in Kentucky gebrannt und er darf unter diesem Namen auch nur in den USA hergestellt werden. Deswegen nennt Macardo ihren mehrfach ausgezeichneten Whisky «Thurbon».
Angels' Share
Der «Angels’ Share» (Schluck der Engel) ist der bei der Holzfassreifung unvermeidbare Verdunstungsverlust. Er beträgt etwa 2 Prozent jährlich und hängt vom Fass und vom Mikroklima im Fasskeller ab. Das Gegenstück zum «Angel’s Share» ist der «Devil’s Cut» (Diebstahl des Teufels). Er bezeichnet die Menge an Destillat, die beim Leeren eines Holzfasses in dessen Wänden bleibt.