Burg- und Schlossruinen

Lange Zeit galten Burg- und Schlossruinen oft nur als Schuttberge und wurden als günstige Baumaterialquelle genutzt. Doch heute verströmen diese historischen Orte eine besondere Mystik und laden dazu ein, in längst vergangene Zeiten einzutauchen. Im Thurgau finden sich zahlreiche solcher faszinierenden Plätze, die Geschichte erlebbar machen.

Die mittelalterliche Ruine Neuburg oberhalb von Mammern ist nicht nur die bedeutendste und grösste Burganlage am südlichen Unterseeufer, sie ist auch am besten erhalten. Dank der Grillstelle und Spielgelegenheiten ist sie auch bei Spaziergängern und Familien sehr beliebt.
Die Ruine Helfenberg in Hüttwilen, erstmals Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnt, war wohl schon lange zuvor erbaut und bereits ab 1413 kaum noch bewohnt. Archäologische Funde aus dem Jahr 1980 datieren Teile der Burg sogar ins 12. Jahrhundert; die Wanderroute Naturparadies Seebachtal führt direkt daran vorbei.
Wer die Ruine Altenburg bei Märstetten gebaut hat und wann genau sie entstanden ist, dazu fehlen urkundliche Berichte. Archäologische Funde deuten aber darauf hin, dass der Burghügel bereits im ausgehenden 8. oder im frühen 9. Jahrhundert genutzt wurde. Die Altenburg wurde bereits von 1901 bis 1910 teilweise ausgegraben, dann zerfielen die noch aus dem Boden ragenden Mauerteile zusehends. Inzwischen sind Teile der Mauern vom Amt für Archäologie saniert und rekonstruiert worden. Die Ruine ist nur zu Fuss erreichbar.
Die Festung «Castello» bei Tägerwilen gehörte zu den grössten mittelalterlichen Wehranlagen im Bodenseeraum und wurde im 12. Jahrhundert als Zufluchtsort für den Konstanzer Bischof Ulrich I. erbaut. Nach mehrfacher Zerstörung und Wiederaufbau diente sie den Bischöfen bis zu ihrem Ende im Schwabenkrieg 1499, als sie von den Eidgenossen abgebrannt und nie wieder aufgebaut wurde. Heute sind grosse Teile der Ringmauer sowie zwei Türme erhalten, der Westturm wurde 2007/08 saniert und mit einer Aussichtsplattform ausgestattet. Neben der Ruine lädt eine Feuerstelle zu besonderen Momenten ein.
Es lebte sich gut auf der Burg Anwil bei Schönenberg im 13. Jahrhundert: Birkhuhn wurde serviert, kostbare Trinkgläser standen auf dem Tisch und Kachelöfen sorgten für wohlige Wärme. Die Anlage bestand aus einem zwei- bis dreigeschossigen Wohnturm, in dessen Innerem 1984 eine Zisterne entdeckt wurde. Die Geschichte der Burg ist wechselhaft: Sie wurde immer wieder zerstört und neu aufgebaut, wechselte im 17. Jahrhundert mehrmals den Besitzer und zerfiel zusehends. Heute ist von der erstmals 1385 erwähnten Burg nur noch ein Teil sichtbar. 2016 wurde die Ruine zuletzt restauriert. Sie liegt am beliebten Ruinenweg Kradolf-Schönenberg, der die Ruinen Anwil, Last und Heubärg verbindet.
Die Ruine Last liegt auf einer markanten Kuppe. Einzig der 12 Meter hohe Rumpf des viereckigen Wohnturms ist heute noch zu sehen. Das oberste Stockwerk, ein auskragender Holzbau, ist nicht erhalten geblieben. Die fast zwei Meter dicken Mauern setzen sich aus Findlingen und Geröllen sowie einzelnen Tuffquadern zusammen. Interessant: Im Mittelalter war an der Nordwand ein Hocheingang zum Wohnturm angebracht, wo sich auch zwei Fensteraussparungen befinden. Im Turminnern sieht man noch die Balkenlöcher für einen hölzernen Zwischenboden. 2004 ist die Krone der Ruine gefestigt und vom Pflanzenwuchs befreit worden. Auf dem Ruinenweg in Kradolf-Schönenberg kann man die Ruine Last entdecken.
Archäologen vermuten, dass auf dem Tannegger Grat bei Fischingen im Mittelalter nicht nur eine Burg-, sondern eine ganze Stadtanlage erbaut wurde. Der Konstanzer Bischof Heinrich I. von Tann baute die Burg als Zentrum einer Herrschaft im Bistum Konstanz aus. Obwohl die Anlage ursprünglich als Machtzentrum geplant war, geriet das Tanneggeramt bald in andere Abhängigkeit und wurde 1693 ans Kloster Fischingen verkauft. Bis 1837 stand der Hauptturm, der danach abgetragen wurde, um Steine für einen Brückenbau zu verwenden. Heute sind der Mauerstumpf des Hauptturmes und die südliche Mauerflucht aus Findlingen gut sichtbar.

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Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit thurgaukultur.ch entstanden.


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