Napoleons Parkleidenschaft

Schon dem kleinen Prinzen Louis Napoleon, der später französischer Kaiser werden sollte, war die Leidenschaft für alles Grüne in die Wiege gelegt. Seine Grossmutter, Kaiserin Josephine, hatte mit Parks rund um ihr Schloss nahe Paris, mit seinen berühmten Gewächshäusern und Züchtungserfolgen Massstäbe gesetzt und Gärtnern hoffähig gemacht. Mutter Hortense inspirierte ihn während ihres Exils auf dem Thurgauer Arenenberg. Hier gestalteten die beiden während Louis Jugendjahren den wunderbaren Park rund ums Schloss Arenenberg, von dem heute noch viele Elemente auf sie zurück gehen. Louis legte dabei selbst Hand an, was ungewöhnlich für einen Adligen seines Standes war.

Pflazentauschachsen und grüne Seilschaften

Der Arenenberger Schlossgarten kann auf eigene Faust oder per Führung entdeckt werden. Zudem lässt das Napoleonmuseum ab Ende April in einer Ausstellung die von Napoleon lll. auf dem Arenenberg und später auch in Gottlieben, Schottland und Paris erbauten Pärke wieder aufblühen. Im Bodenseeraum entstand zu Louis Zeiten übrigens ein reger Austausch unter den adeligen Gartenbauern. Sie besuchten sich, präsentierten einander Fortschritte ihrer Projekte, tauschten Erfahrungen und Pflanzen aus. So lernte der eine grüne Fürst, Napoleon lll., den anderen kennen: den schillernden Fürst Esterhazy der Insel Mainau.

«Napoleon packte in seinem Park selbst mit an, was für Adlige zu seiner Zeit ungewöhnlich war.»

Esterhazy, «il magnifico», auf der Insel Mainau

Fürst Nikolaus ll. Esterhazy kam ursprünglich aus Eisenstadt bei Wien. Genannt wurde er «il magnifico» auf Grund seines ausschweifenden Lebensstils. Er gab sein Geld mit beiden Händen aus, hatte eine nicht eheliche Liebhaberin und wurde vom Kaiser aus Österreich vertrieben, als es diesem zu bunt wurde. 1827 erwarb Esterhazy die Insel Mainau und gestaltete die Grünanlagen der Insel in einen modernen Englischen Landschaftsgarten mit verschlungenem Wegenetz um. Die Blumeninsel lädt nun dazu ein, unter dem Motto «Il Magnifico – Fürst Nikolaus II. Esterházy empfängt im Schloss» in die Welt des grünen Fürsten einzutauchen. Die Ausstellung im Schloss empfängt ab Ende Mai bis September Besuchende als dessen Gäste. Installationen geben Einblick in den höfischen «Lifestyle» der Zeit und lassen etwa an einer prunkvollen Soirée teilnehmen oder plaudern im Mainaupark aus dem Nähkästchen.

Klatsch und Tratsch anno dazumal

Eine blühende Szene von Literaten, Künstlern, Forschern und gesellschaftlichen Neuerern fühlte sich von dem Lebensgefühl der grünen Fürsten angezogen. Manchen von ihnen begegnen Besuchende im Jahr 2023 im Arenenberger Schlosspark, im Mainaupark, in Salem, in den Gärten des Lilienbergs, in Konstanz-Kreuzlingen, in Frauenfeld und Ittingen. Repräsentiert werden sie in Form von menschlichen Silhouetten. QR-Codes führen zu unterhaltsamen und ganz eigenen Perspektiven zum Nachlesen. Es wird Geheimes ausgeplaudert, mit höfischem Klatsch unterhalten und gärtnerisches Wissen weiter gegeben.

Napoleon lll., Jagd und Archäologie

Louis Napoleon interessierte sich aber nicht nur für Gärten und Parkanlagen. Der gut gebildete Adelige war auch ein passionierter Jäger und setzte seine finanziellen Mittel für Archäologische Grabungen von römischen Belagerungsstätten ein. Napoleon lll. war ein grosser Fan des römischen Feldherrn Caesar. Die archäologischen Interessen und die Jagd zu Napoleons lll. Zeiten im Vergleich zu heute werden in je einer kleinen Kabinettausstellung im Museum für Archäologie und ab Ende April im Naturmuseum Thurgau gezeigt. Und natürlich fehlt auch hier das Hofgeschwätz der Silhouetten nicht.

«In der Kartause Ittingen gab es nie alleinherrschende Persönlichkeiten, die Gärten als Ausdruck ihrer Macht benutzten.»

Gärten der Kartause Ittingen – Zum Nutzen und zur Freude

In der Kartause Ittingen gab es im Gegensatz zum Arenenberg und der Insel Mainau nie autokratische Herrscherpersönlichkeiten, die Architektur und Gärten als Ausdruck ihrer Macht benutzten. Die Nutzung und Gestaltung der Gärten dienten und dienen noch heute hauptsächlich dem Anbau von Nahrung und nur in zweiter Linie der Zierde. Heute kommen Ansprüche der Denkmalpflege oder Biodiversität hinzu. Ab dem 16. April gibt eine Ausstellung im Ittinger Museum Einblick in die unterschiedlichen Nutzungen der Gärten in der Kartause von der Mönchszeit bis heute.

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Weitere Spuren der grünen Fürsten entdecken

Wo überall Tratsch und Klatsch über die grünen Fürsten ausgeplaudert wird, welche internationalen Institutionen zur Ausstellung beitragen und weitere Informationen wird auf der Website der grünen Fürsten gezeigt.

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