Mit dem Velo entlang des Bodensees

Ausgangspunkt der Reise zu den Pfahlbauern ist Kreuzlingen. Mit Zug oder Auto kommt man am Hafen an und besucht die Tourismus-Infostelle, wo ein Velo oder E-Bike ausgeliehen werden kann. Los geht’s den Pfahlbauern entgegen. Auf der Rheinroute radelt man, am besten mit Picknick aus einem Thurgauer Hofladen im Gepäck, entlang des schillernden Bodensees bis zur ersten UNESCO-Welterbestätte in Eschenz. Die Tafeln im Gelände und ein Video für’s Smartphone geben Auskunft über das Leben der Pfahlbauer vor fast 6000 Jahren und machen Unsichtbares sichtbar.

Prähistorische Crèmeschnitte in Eschenz

Die UNESCO-Fundstätte in Eschenz auf der Insel Werd ist eine mehrphasige. Das heisst, dass dieser Ort im Verlauf der Jahrtausende  immer wieder besiedelt wurde und verschiedene Dörfer geschichtet, ähnlich einer Crèmeschnitte, gut abgedichtet übereinander liegen. Die Lage am schmalen Ausfluss des Bodensees wurde schon immer zur Überquerung des Gewässers genutzt – sozusagen als prähistorisches Verkehrskreuz. Funde von exotischen Rohmaterialien wie etwa Dolche aus italienischem Feuerstein zeigen, dass die Pfahlbauer hier wohl Reisenden bei der Flussquerung halfen und dafür ein «Fährgeld» einkassierten.

«Die prähistorische Crèmeschnitte von Eschenz liefert, Schicht für Schicht, Erkenntnisse über tausende Jahre Siedlungsgeschichte.» Urs Leuzinger, Archäologe

UNESCO-Welterbe im Seebachtal

Nach Eschenz führt die Pfahlbautour über den Seerücken hinunter ins Seebachtal. Die nächste Pfahlbaufundstelle befindet sich beim Horn des Nussbaumersees, wo heute Infotafel und Video fürs Smartphone zu finden sind. Die Erforschung dieser Fundstelle zeigte, dass bereits Pfahlbauer, als erste sesshafte Ackerbauern in der Region überhaupt, ihre Umwelt stark beeinflussten. Die Besiedlung der Ufergebiete und Viehzucht etwa führten zur Überdüngung des Nussbaumersees, was eine Algenpest hervorrief. All dies und mehr konnten Archäologen und Archäologinnen bei Ausgrabungen der hervorragend erhaltenen Materialien aus den unter Wasser liegenden Schichten erforschen. Man stiess auf Speisereste wie Himbeeren oder Textilien und anhand der Jahrringanalyse von Holzfunden konnte das Leben der Pfahlbauer auf das Jahr genau datiert werden. Hier im Naturschutzgebiet des Seebachtals ist der richtige Ort für das mitgebrachte Picknick – am besten mit historischem Ambiente in der Ruine Helfenberg oder im Fundament der römischen Villa Stutheien.

Museum für Archäologie gibt Einblick

Frisch gestärkt geht’s weiter entlang der Route 33 nach Frauenfeld. Hier erwartet die Besucher das Museum für Archäologie des Kantons Thurgau, wo Originalfunde aller UNESCO-Fundstellen und mehr gezeigt werden. Die gute Konservierung der Pfahlbausiedlungen unter wassergesättigtem Sediment hat ja auch einen Nachteil: man sieht nicht viel im Gelände. Dafür umso mehr im Museum, das die fehlenden Puzzlestücke zusammensetzt. Nach einem Museumsrundgang geht's auf einer halbstündigen Zugfahrt von Frauenfeld nach Kreuzlingen zurück. Die Region Kreuzlingen bietet vielfältige Speise- und Übernachtungsangebote.

Originalgetreu nachgebaut: Pfahlbauten Unteruhldingen

Am zweiten Tag kommt der krönende Abschluss des Pfahlbauerlebnisses. Mit dem Schiff ab Kreuzlingen geht’s auf zum Deutschen Nachbarn. Im Freilichtmuseum Pfahlbauten Unteruhldingen wird das Leben der Pfahlbauer hautnah erlebbar. Besuchende werden durch die Pfahlbaukultur von der Stein- in die Bronzezeit geführt. Zu sehen sind 23 originalgetreu nachgebaute Pfahlbauhäuser auf dem See, die Natur eines Uferwaldes, wie er früher überall bestand und verschiedene Ausstellungen. Für Familien ein besonderes Highlight ist die Erlebniswelt des Steinzeitparcours.

«Man taucht in 6000 Jahre zurückliegende Zeiten ein und spürt, dass man selbst nur ein Glied in einer unvorstellbar langen Kette ist.»

Noch mehr Pfahlbauer: zwei Abstecher

Zwei weitere Pfahlbau-UNESCO-Fundstätten liegen im Thurgau. Eine der wichtigsten weltweit befindet sich ganz unromantisch im Arboner Industriegebiet unter einem Parkplatz. Das historische Museum Arbon zeigt eine Pfahlbauausstellung mit Originalfundstücken und einer Nachbildung der Siedlung. Die letzte UNESCO-Pfahlbaustätte liegt schliesslich bei Frauenfeld im Egelsee begraben. Tafeln im Gelände bei den Fundstätten informieren und Videos für's Smartphone über Arbon und Gachnang  machen das Unsichtbare sichtbar.

Region Kreuzlingen – Übernachtungstipps

Der Ausgangspunkt der Pfahlbauerreise ist Kreuzlingen am Bodensee. Die Hafenstadt und die Region bieten eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten. In Kreuzlingen etwa schläft man auf dem Campingplatz Fischerhaus in einem farbigen Häuschen auf Stelzen – und damit fast wie die Pfahlbauer – oder in der Jugendherberge. Wer's gern gehobener mag findet in Tägerwilen das mehrfach ausgezeichnete Boutique-Hotel Linde oder die Boutique-Pension Seeherberge in Illighausen.

Auf den Spuren der Pfahlbauer entlang der Strecke

Den Thurgau entdecken